Ein vom Trachtenverein angegebener Gottesdienst zu Ehren des heiligen Leonhard, Nebenpatron der Thambacher Kirche, wurde dort am vergangenen Sonntag gefeiert. Zelebrant war Pfarrer Pawel Idkowiat, der auch die nachfolgende Fahrzeugweihe vornahm. Die zahlreichen Gottesdienstbesucher hatten zur Segnung neben Autos alle möglichen fahrbaren Untersätze von Laufrädern für Kinder bis zu schweren Traktoren mitgebracht. Im Anschluss war Treffpunkt zu einem geselligen Beisammensein bei Bier und Weißwürsten das Schützenheim der Leonhardischützen.
Die Begeisterung an boarischer Tanzmusi war eindrucksvoll zu spüren beim Leonharditanz der Aktiven Tanz- und Plattlergruppe des Trachtenvereins Reichertsheim. Den Aussergebirgs-Musikanten und dem Biederstein-Trio war die Freude am „Musi-Macha“ anzumerken und so nahmen sie das tanzfreudige Publikum mit und versetzten es in Hochstimmung. Ein überwiegend jugendliches Publikum im trachtlerischen Gwand bewies, dass traditionelle Tänze wie Landler, Rheinländer, Schottisch, Boarische und Polkas und damit die boarische Lebensart bei der Jugend fest verankert sind. Ein gemeinsam getanztes „Mühlradl“ und Gemeinschaftsplattler ergänzten das Programm und die „Juchezer“ der Tänzerinnen, der Tänzer und der Plattler drückten die Fröhlichkeit aus. Der stimmungsvoll dekorierte altehrwürdige Gutsgasthof in Thambach mit seinem historischen Wirtshausambiente bildete für die die gelungene Veranstaltung den passenden Rahmen.
Zum 100-jährigen Gründungsfest im Jahr 2020 hatte der Trachtenverein vor, zahlreiche Mitglieder, die in diesem Jahr auf runde Jahre der Mitgliedschaft zurückblicken konnten, zu ehren. Das Fest ist wegen der Corona-Pandemie ausgefallen. Nun ist in den Jahren 2021 und 2022 noch eine Anzahl langjähriger Mitglieder dazugekommen. Der Vereinsausschuss beschloss deshalb, einen gesonderten Ehrenabend im Saal des Gutsgasthofs in Thambach zu veranstalten, da die Ehrungen den Rahmen einer Mitgliederversammlung gesprengt hätten. Den Abend eröffneten musikalisch schwungvoll das aus vereinseigenen Musikanten bestehende Leonhardi-Trio und mit dem Auftanz die Kinder- und Jugendgruppe des Vereins.
Langjährige passive und aktive Mitglieder
Anschließend wurden von Vorstand Gust Grundner, stv. Vorstand Georg Hanslmeier sowie der Kassierin Elisabeth Reindl und Schriftführerin Margit Holzner 46 Mitglieder mit einer Urkunde geehrt, die drei, vier und fünf Jahrzehnte dem Verein als passive Mitglieder die Treue gehalten haben.
Mit Urkunde und Anstecknadel wurden zum Dank für ihre Aktivität Matthäus Huber (30 Jahre), Martin Schwarzenbeck, Richard Schwarzenbeck, Sabine Schwarzenbeck, Gerlinde Späth und Hermann Zenz (jeweils 40 Jahre) bedacht. Fünfzig Jahre aktive Vereinsmitglieder sind Maria Halbedl (Gewaig), Therese Kirchthaler und Monika Lechner und bekamen dafür ebenfalls Urkunde und Anstecknadel sowie, wie auch die folgenden Geehrten, einen Blumenstrauß und das Buch „Trachtenlandschaft Bayern“ bzw. eine Gauchronik.
Ehrungen durch den Gauverband I
Für Ehrungen durch den Gauverband I war der Gebietsvertreter des Gebiets Inn-Salzach Franz Leipfinger mit seiner Frau, die ihm assistierte, gekommen.
Gautaler für Resi Empl
Der Gebietsvertreter überreichte Therese Empl den Gautaler für 70-jährige aktive Mitgliedschaft. Resi Empl war von 1956 bis 1961 Dirndlvertreterin und auch nach dem Wegzug in Folge ihrer Heirat blieb sie aktives Mitglied des Trachtenvereins und nahm mit ihrer Familie regelmäßig an den Veranstaltungen und Festbesuchen des Vereins teil.
Goldene Gauehrenzeichen und Ehrenkrug
Für besondere Verdienste um die Trachtensache in ihrer 50-jährigen aktiven Vereinszugehörigkeit erhielten Leonhard Holzgaßner, Simon Maier, Maria Neumaier und Augustin Grundner das Goldene Gauehrenzeichen aus der Hand des Gebietsvertreters. Leonhard Holzgaßner wirkte in jungen Jahren in der Tanz- und Plattlergruppe mit. Er ist ein eifriger Festbesucher, wobei ihm besonders die Trachtenwallfahrt nach Maria Eck und das Gaufest wichtig sind. Beim Gaufest stellte er sich schon des Öfteren als Zugführer und Kommunionausteiler zur Verfügung. Besonders engagiert ist er beim Theater. Seit seiner ersten Rolle im Jahr 1971 stand der „Schneider Hardl“ bis jetzt mit Rollen in 79 Theaterstücken auf der Bühne, davon überwiegend als Hauptdarsteller und zweimal im Jahr. Simon Maier war ebenfalls in jungen Jahren Plattler und Tänzer und spielte auch einige Male Theater. Er war ein maßgeblicher „Treiber“ bei der Gründung der Schnalzergruppe, deren Mitglied er lange Jahre war. Als Rosserer setzte er sich auch intensiv für die Wiedereinführung der Leonhardifahrt Thambach im Jahr 1976 ein. Der „Draxler Simmerl“ ist bis heute auf fast jeder Veranstaltung des Vereins in sauberer Tracht anwesend. Maria Neumaier war von 1974 bis 2010 Ausschussmitglied als Elternvertreterin und als Beisitzerin. Sie ist eine eifrige Festbesucherin und zieht ihr Röcki gerne bei Vereins- und kirchlichen Anlässen an. Sehr begehrt sind bei Veranstaltungen ihre Küachl und Krapfen, die sie mit viel Liebe bäckt. Augustin Grundner war von 1974 bis 1986 Jugendleiter, von 1986 bis 1992 Vorplattler, von 1992 bis 1995 Beisitzer und beim 75-jährigen Gründungsfest im Jahr 1995 Festleiter. Seit 1995 ist er 1. Vorstand des Vereins. Er erhielt, ergänzt mit Worten des stellvertretenden Vorstands Josef Bibinger, aus der Hand des Gebietsvertreters zusätzlich den Ehrenkrug des Gauverbandes I für 25-jährige Vorstandstätigkeit, der auch schon beim Gründungsfest im Jahr 2020 überreicht werden sollte.
Ernennung von drei Ehrenmitgliedern
Höhepunkt und Abschluss der Ehrungen war die Ernennung von drei Ehrenmitgliedern, die sich in besonderer Weise um den Verein verdient gemacht haben. Resi Huber ist seit 1966 aktives Mitglied. Sie war von 1968 bis 1970 Dirndlvertreterin und ist seit 1977 Frauenvertreterin. Bei der Fahnenweihe im Jahr 1980 fungierte sie als Fahnenmutter. Die „Osner Resi“ ist eine eifrige Trachtenträgerin und unermüdlich bei allen Festen, Feierlichkeiten und Veranstaltungen auf den Gebieten Organisation, Ausgestaltung, Dekoration, Bewirtung von der Vorbereitung bis zum Abschluss. Zudem ist sie immer auf ein harmonisches Zusammenleben bedacht. Sepp Kinzner wurde 1976, schon ein Jahr nach seinem Eintritt in den Verein, zum Schriftführer gewählt und stellte sich seitdem für die Vorstandsämter, für die er gebraucht wurde, zur Verfügung. So übernahm er Jahr 1989 das Amt des 2. Vorstands und von 2007 bis 2019 das Amt des Kassiers. Große Verdienste erwarb er sich auch, als der Verein nach dem Unfall des Herbergsvaters Ernst Rampl die Bewirtschaftung des Rampl-Saales übernahm sowie in gleicher Weise nach dem Umzug in den Gutsgasthof in Thambach. Andreas Huber, Eigentümer des Gutsgasthofs in Thambach, ermöglichte nach der Schließung des Rampl-Saales im Dezember 2016 den Umzug des Trachtenvereins nach Thambach. So konnte schon im Frühjahr 2017 im Saal des Gutsgasthofes Theater gespielt werden. Auch größere Versammlungen und Zusammenkünfte, der Volksmusikabend, zwischenzeitlich die Tanz- und Plattlerproben und Ausschusssitzungen, wenn der Wirt in Reichertsheim belegt ist, finden im Gutsgasthof statt. Zudem konnte das umfangreiche Vereinsinventar in den Räumlichkeiten des Gutes Thambach gelagert werden.
Geselliges Beisammensein zum Abschluss
Den Ehrungen schloss sich ein geselliges Beisammensein an, das mit Plattler- und Tanzeinlagen der Kinder- und Jugendgruppe und musikalisch vom Leonhardi-Trio bereichert wurde.
Mit über 100 Teilnehmern war die Jahreshauptversammlung des Trachtenvereins Reichertsheim im Saal des Gutsgasthofs in Thambach überaus gut besucht.
Gottesdienst zum Jahrtag.
Vor der Versammlung wurde beim Jahrtag in der Pfarrkirche der Gefallenen und der Verstorbenen des Vereins, namentlich der sieben im vergangenen Vereinsjahr Verstorbenen, gedacht. Mit feierlichen Chorälen umrahmte die Trachtenblaskapelle Ramsau den Besuch der Gräber im Friedhof zum stillen Gebet musikalisch.
Berichte der Gruppenleiter, des Vorstands und des Festleiters
Neben den Neuwahlen (wir berichteten) waren die Berichte der Gruppenleiter und des Vorstands Themen der Versammlung. Vorplattler Andreas Knollhuber, Jugendleiter Stefan Wimmer, Theaterleiter Georg Hanslmeier, Schnalzerleiter Sepp Baumgartner, Anna Maria Schloifer für die Trachtenblaskapelle Ramsau, Leonhardigruppenleiter Hannes Wilhelm sowie Vorstand Gust Grundner berichteten über die Ereignisse des vergangenen Halbjahres seit der Frühjahrsversammlung.
Breiten Raum nahmen dabei das eindrucksvolle Maibaumfest in Reichertsheim am 1. Mai, die Teilnahme an der Fronleichnamsprozession und an der Trachtenwallfahrt nach Maria Eck, die Hochzeiten von aktiven Vereinsmitgliedern, die Teilnahme am Musefest in Kirchdorf, am Feuerwehrfest in Ramsau, am Gaufest in Bad Endorf und am Herbstfesteinzug in Haag ein.
Der Vorplattler berichtete zudem von Auftritten im Audi-Dome in München, der live im indischen Fernsehen übertragen wurde, beim Kirtafest des Trachtenvereins Mühldorf und eines Teiles der Aktiven mit der Gebietsgruppe bei den European Championships in München.
Für die Jugendgruppe bildeten sich drei Dirndl und zwei Buam bei den Jugendleiterschulungen des Gauverbandes I fort. Teilgenommen wurde am Gebietsjugendpreisplatteln und am Gaujugendpreisplatteln, bei denen sich die Teilnehmer achtbar schlugen. Beim Gruppenwettbewerb im Rahmen des Gaupreisplattelns waren die Reichertsheimer eine von nur 14 teilnehmen Gruppen des 118 Vereine umfassenden Gauverbandes I.
Bei Auftritten beim Schletter-Biergartenfest, im Caritas-Wohnheim in Haag und beim Sommerfest des Wohnheimes in Ramsau erfreute die Gruppe das Publikum. Am Gebietszeltlager beim Trachtenkulturzentrum in Holzhausen nahmen 13 junge Trachtlerinnen und Trachtler und drei Betreuer teil, ausserdem wurde für die Kinder- und Jugendgruppe ein Ausflug zum Schlossturm in Haag mit Grillabend und anschließendem Zeltlager veranstaltet.
Auf zahlreiche Aktivitäten konnte auch die Trachtenblaskapelle Ramsau verweisen. Eine Teilnahme der Kapelle am Gaufest war heuer nicht möglich, da die Partnerkapelle Walten in Passeier/Südtirol ein großes Jubiläum feierte, wozu die Ramsauer eingeladen waren. Die Musikanten freuen sich aber schon wieder auf das Gaufest 2023 in Teisendorf, so die Berichterstatterin.
Ein Höhepunkt des Jahres war für die Schnalzergruppe das Schnalzertreffen zum 50-jährigen Bestehens der Neuöttinger Goaßlschnalzer, das mit einem großen Gebiets-Schnalzertreffen im Neuöttinger Volksfestzelt gefeiert wurde.
Da die Anzahl der Rösser zum Einspannen in der näheren Umgebung sehr zurückgegangen ist und die Gespanne weit hergefahren werden müssten, wird derzeit von der Abhaltung der Leonhardifahrt in Thambach Abstand genommen, bis sich vielleicht die Situation wieder gebessert hat. Stattdessen wird in Thambach in früheren Jahren wieder ein Gottesdienst mit Fahrzeugweihe, für den heuer der Sonntag, 13. November vorgesehen ist, gehalten.
Festleiter Josef Bibinger berichtete, dass die Feier des 100-jährigen Vereinsjubiläum zwar im Jahr 2020 wegen der Corona-Pandemie nicht möglich war, aber die Überlegungen zur Feier des Jubiläums sich auf ein Trachtenfest im Jahr 2025 verfestigen.
Ausblick auf die nächsten Veranstaltungen
Mit einem Ausblick wies der Vorstand für den Kirchweihmontag auf das Kesselfleischessen ab 18.00 Uhr für ein breites Publikum und den Volksmusikabend mit einer hochkarätigen Besetzung für Besucher mit reservierten Plätzen, auf den Leonharditanz der Aktiven am Samstag, 5. November und die Theateraufführungen ab 10. Dezember hin. Veranstaltungsort ist der Gutsgasthof in Thambach. Für die Theateraufführungen erfolgt erstmals Platzreservierung.
Dankesworte
Dankesworte des Vorstands für alle Akteure im Verein, bei der Gemeinde und insbesondere bei der Familie Huber für die Räumlichkeiten im Gutsgasthof sowie des stellvertretenen Vorstand Josef Bibinger beim Vorstand schlossen die Versammlung ab.
Neuwahlen gab es bei der gut besuchten Jahreshauptversammlung des Trachtenvereins Reichertsheim im Saal des Gutsgasthofs in Thambach. Die Wahlleitung übernahmen Erster Bürgermeister Franz Stein und Zweiter Bürgermeister Hans Knollhuber. Die Vorstandschaft stellte sich zur Wiederwahl und wurde in ihren Ämtern bestätigt. Sie setzt sich wie folgt zusammen: 1. Vorstand Augustin Grundner, stellvertretende Vorstände Josef Bibinger und Georg Hanslmeier, 1. Schriftführerin Margit Holzner, 2. Schriftführerin Lina Anzenberger, 1. Kassierin Elisabeth Reindl und 2. Kassierin Maria Maierbacher.
Auch der weitere Vereinsausschuss konnte zügig besetzt werden. So wurden als Frauenvertreterin Heidi Grundner und als 2. Frauenvertreterin Resi Huber gewählt, als Jugendleiter Stefan Wimmer, als 2. Jugendleiterin Magdalena Kirchthaler, als Trachtenpflegerin Sabine Nußrainer und als Beisitzer Katharina Lohmayer, Bettina Stöckl, Anderl Gruber, Vreni Knollhuber und Konrad Nußrainer. Als Fähnrich fungiert weiterhin Andreas Aigner. Neuer Vorplattler ist Kilian Fluhrer (bisher Andreas Knollhuber), 2. Vorplattler Andreas Aigner, Vortänzerin Theresa Hanslmeier, 2. Vortänzerin Anna Fußstetter (bisher Antonia Kirchthaler). Die Theaterleiter Georg Hanslmeier und Richard Schwarzenbeck wurden ebenso wie die Leiter der Schnalzergruppe Josef Baumgartner und der Leonhardigruppe Hannes Wilhelm bestätigt. Die Elternvertretung wird in einer gesonderten Elternversammlung gewählt. Auch die Kinder- und Jugendgruppe hat aus ihren Reihen eine Vertretung gewählt. Als Kassenprüfer wählte die Mitgliederversammlung Richard Göschl und Richard Schwarzenbeck. Martin Lohmaier als Vorstand und Josef Zeiler als Dirigent wurden von der Trachtenblaskapelle Ramsau bei deren Jahreshauptversammlung vergangenes Jahr gewählt.
Bürgermeister Franz Stein würdigte in seinem Grußwort die Aktivitäten und gute Jugendarbeit des Vereins. Dabei sprach er besonders das heurige Aufstellen des Maibaums, der den neu gestalteten Rathausvorplatz ziert, und die starke Beteiligung beim Herbstfesteinzug in Haag an. Die Trachtenblaskapelle Ramsau und der Trachtenverein Reichertsheim stellten mit den über 100 in einem Block marschierenden Teilnehmern eine eindrucksvolle Repräsentation der Gemeinde Reichertsheim dar, so der Bürgermeister.
Maibaum steh auf, zum weißblauen Himmel zoag nauf, dass uns zu jeglicher Zeit, d’ Hoamat gedeiht – unter diesem von Max Dingler geprägten Sinnspruch wird in Reichertsheim am Sonntag wieder ein Maibaum aufgestellt. Es ist seit 1975 der zehnte, der den Platz vor dem Rathaus zieren wird und wurde von der Familie Baumgartner, Nehel in Trescherberg gestiftet. Bereits 2020 war das Maibaumaufstellen geplant, konnte aber seither wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden. Umso mehr freut sich das ganze Dorf auf das bevorstehende Fest.
16 Zunftzeichen mit den Symbolen von Berufen oder Ständen, die in Reichertsheim ausgeübt wurden oder werden, kommen zur Zierde an den Baum und auch das Gemeindewappen darf nicht fehlen. Zudem gemahnt eine Spruchtafel den Leser zum guten Auskommen mit den Mitmenschen „Ein alter Brauch stellt mich hier auf. Ich wach und steh, dass nicht vergeh, Eintracht und Fried in Eurer Mitt“ ist dort zu lesen. Rechtzeitig werden die Ramsauer Maibaumdiebe den weiß-blau bemalten Stamm zurückbringen. Mit Pferdegespann wird er vom Pfarrhof kommend zum Rathaus gefahren, damit das Aufstellen pünktlich um 13.00 Uhr beginnen kann. Mit den herkömmlichen „Schwalben“ wird der Baum von den Burschen und Männern von der Waagrechte in die Senkrechte gebracht, unter exakter Beachtung er Kommandos „Hau ruck“ und „schiabt’s o“, die vom Aufstellmeister gegeben werden. Zu den Klängen der Trachtenblaskapelle Ramsau können sich die Gäste das Bier und eine Brotzeit oder Kaffee und Kuchen schmecken lassen. Der Trachtenverein zeigt Trachten-, Volkstänze und Schuhplattler sowie den beim Maibaum unverzichtbaren Bandltanz. Die Goaßlschnalzer erinnern mit ihren Darbietungen an die Fuhrleute, die früher auch Langholztransporte durchzuführen hatten.
Mit einem Handschlag wurden die Verhandlungen zwischen den Ramsauer Maibaumdieben und dem Reichertsheimer Trachtenverein abgeschlossen. V.l.: Die Vertreter der Maibaumdiebe Andreas Schöberl und Mathias Stettner mit Vorstandsvertreter Josef Bibinger sowie Maibaumstifter Sepp Baumgartner vom Trachtenverein Reichertsheim.
Jeden Sonntag versammeln sich Gläubige in der Pfarrkirche in Haag zum Friedensgebet, insbesondere um für den Frieden in der nahen Ukraine zu beten. An einem Sonntag hatten die Gestaltung der Andacht auf Anregung der Ausschussmitglieder Veronika Fluhrer und Claudia Kropf Mitglieder des Trachtenvereins übernommen. Seelsorger Pater Jan Domaratzki leitete den Gottesdienst, Heidi Grundner begleitete mit Harfe und Gesang, Gust Grundner mit der Ziach und Veronika Fluhrer und Claudia Kropf wirkten als Lektoren. Mit dem gemeinsam gesprochenen Gebet „Zu dieser schweren Zeit…“, das im Heimat- und Trachtenboten Nr. 6/2022 veröffentlicht war, wurde die Andacht beschlossen, bevor Pater Jan die Gäubigen mit einem ukrainisch gesprochenen „Gelobt sei Jesus Christus“ verabschiedete.
Seit etwa hundert Jahren wird beim Trachtenverein Reichertsheim Theater gespielt. Die für dieses Frühjahr an den Wochenenden vor Ostern geplanten Aufführungen müssen, wie schon die Aufführungen im Frühjahr und Herbst 2020, wegen der Corona-Pandemie ausfallen.
Ganz andere Schwierigkeiten gab es, als der junge Verein kurz nach seiner Gründung das erste Stück mit dem Titel „Das letzte Spiel“ auf die Bühne brachte. Gründungsvorstand Franz Thalmaier erzählte, dass der Trachtenverein in der Bevölkerung auf Ablehnung stieß und deshalb die Aufführungen schlecht besucht waren. Spielleiter Hermann Thalmaier, Gründungsmitglied und Bruder des Vorstands, hatte durch sein Studium gute Kontakte in München. Er brachte von München Schauspieler mit, welche die Rollen einlernten. Als das in der Einwohnerschaft bekannt wurde, war der Saal voll. Außerdem ließ sich von der Presse in Haag ein Berichterstatter mit der Chaise herfahren und schrieb einen guten Bericht in der Zeitung. Der Bericht hat sich leider bis heute nicht auffinden lassen. Das Theaterspiel blieb Teil der Vereinstätigkeit und bereicherte und bereichert das kulturelle und gesellschaftliche Leben. Leider sind die schriftlichen Unterlagen des Vereins aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg verloren gegangen, so dass außer drei Bildern keine Belege über das Laienspiel vor diesem Zeitpunkt existieren.
Neubeginn 1946
Nach den Schrecken des Weltkriegs regte sich bald wieder die Trachtlerseele. Josef Herzog aus Anzenberg und Franz Hanslmaier aus Wagenspeck konnten in ihrer frohen Art mehrere junge Burschen und Dirndl für die Trachtensache begeistern. Auch heute kommt der Spielernachwuchs in erster Linie aus dem Vereinsnachwuchs, wobei immer wieder Quereinsteiger dazukommen. Es gibt so etwas wie eine Trachtlerkarriere: Von der Kindergruppe geht es weiter über die Tanz- und Plattlergruppe zu den Schnalzern und zu den Theaterspielern. Die Theatergruppe umfasst etwa 30 Mitglieder mit denen alle Rollen vom jugendlichen bis zum gesetzten Alter dargestellt werden können und mit den Frauen, die sich um Kostüme, das Schminken und das Frisieren kümmern.
Das erste Theaterstück mit dem Titel „Unser tägliches Brot gib uns heute“ wurde bereits 1946 aufgeführt. Seitdem wird meistens im Frühjahr und im Herbst gespielt. 1948 und 1949 wurden sogar vier verschiedene Inszenierungen im Frühjahr, im Sommer, im Frühherbst und im Spätherbst auf die Bühne gebracht. Seit 1946 wurden insgesamt 137 Stücke aufgeführt. Aus den seit dem Frühjahr 1956 geführten Aufzeichnungen über die Rollenverteilung lässt sich entnehmen, dass von den Laienspielern seit 1956 über 1200 Rollen dargestellt wurden. An der Spitze steht hier Leonhard Holzgassner mit 79 übernommenen Rollen seit Herbst 1971, gefolgt von Sepp Baumgartner mit 43 Rollen seit Herbst 1974 und Georg Hanslmeier mit 41 Rollen seit Herbst 1986.
Ein Wandel lässt sich in der Auswahl der Stücke feststellen. In der Nachkriegszeit waren es vor allem Heimkehrer- und Wilderergeschichten, die über die Nöte der Zeit und auf oft recht drastische Art die gesellschaftlichen Hintergründe reflektierten und mit denen sich das Publikum bis Ende der 1970er Jahre identifizieren konnte. Seither ist festzustellen, dass die Zuschauer mehr unterhalten werden wollen und heitere Themen bevorzugen. Der Theaterleitung gelingt es sehr gut, diesen Anforderungen gerecht zu werden und inhaltliche Sinnhaftigkeit und Unterhaltungswert bei der Stückeauswahl zu berücksichtigen und zu kombinieren.
Lustige Begebenheiten
Anekdoten über Geschehnisse bei den Aufführungen gibt es einige zu erzählen:
Im Frühjahr 1947 war ein großer Erfolg, wie auch fünfzig Jahre später im Herbst 1997 sowie im Frühjahr 2019, die Aufführung des Stücks „Der siebte Bua“. Im Jahr 1947 war die Rolle des Ökonomen Pongratz Kleemeier dem Darsteller wie auf den Leib geschrieben und er spielte sie so überzeugend, so dass er Zeit seines Lebens „Kleemeier“ genannt wurde und manche Leute gar nicht wussten, wie er sich wirklich schreibt.
In den siebziger Jahren wurde ein Stück aufgeführt, für das bei einem Akt ein besonders schöner Stubentisch gebraucht wurde. Der Vorstand stellte diesen zur Verfügung. Da der Tisch jedoch mit den Fußleisten nicht durch die Bühnentüre gegangen wäre, wurden die Fußleisten entfernt. Der Tisch stand, während er nicht gebraucht wurde, hinter der Bühne gleich neben dem Bühnenzugang. Nun ist während der Aufführung das Licht im gesamten Saal ausgefallen. Ein Zuschauer und oftmaliger, zudem schwergewichtiger Theaterspieler wusste, dass sich der Sicherungskasten hinter der Bühne befand und eilte dorthin. Um auf das Bühnenpodium und von dort zum Sicherungskasten zu gelangen sprang er auf den am Bühnenzugang stehenden Tisch. Der Tisch, seiner stabilisierenden Fußleisten beraubt, brach mit einem fürchterlichen Krachen in sich zusammen. Für Zuschauer und Theaterspieler war das Geschehen zunächst rätselhaft. Als jedoch das Licht wieder anging konnte weitergespielt werden. Lediglich der Tisch war nicht mehr einsatzbereit und musste zum Schreiner zur Reparatur gebracht werden.
Bei der Aufführung eines Wildererstücks vergaß der Hauptdarsteller einen Taler, der ihn vor dem tödlichen Schuss seines Widersachers rettete und den er nach dem Schuss theatralisch dem Publikum zeigen sollte, in die Joppentasche zu stecken. Als nun die betreffende Szene kam, griff er in die leere Tasche. Er konnte dem Publikum nichts zeigen, löste aber die Kalamität, indem er nur seinen Mitspielern auf der Bühne verdeckt den (nicht vorhandenen) Taler zeigte. Natürlich hatten die Mitspieler alle Mühe, in der dramatischen Szene das Lachen zu verbergen.
Bei der Aufführung eines Stücks, in dem ein Haberfeldtreiben beinhaltet war, hatte der Darsteller eines Haberers nur einen Einsatz. Nun geschah es, dass der Haberermeister den Einsatz dieses Haberers übersprang und er nichts mehr zu sagen hatte. Sein Kommentar war: „Iatz hob i sowieso grod oa Frog, und net amoi de hob is sogn kinna.“
Und dann wurde einmal auf dem Hof des Spielleiters vor lauter Begeisterung quasi eine zweite Version des Stücks weitergespielt. Es ging um die Kirchweih und um die Tradition, die Kirchweih in Form von Schnapsresten zu vergraben. Kurzerhand wurde eine Pralinenschachtel in einem Sandhaufen vergraben, die dann Monate später beim Betonieren wieder zum Vorschein kam.
Umzug nach Thambach
Bis zum Herbst 2016, als der Rampl-Saal aus Brandschutzgründen geschlossen werden musste, wurde dort Theater gespielt. Das Entgegenkommen der Gutsbesitzersfamilie Huber in Thambach ermöglichte den sofortigen Umzug in den Gutsgasthof Thambach. Kurzfristig und in vielen Arbeitsstunden wurde in den Saal die Theaterbühne eingebaut und bereits im Frühjahr 2017 konnte dort Premiere gefeiert werden.
Gastspiele
Gelegentlich hat sich die Theatergruppe auch auf Gastspielreisen begeben. In Maitenbeth wurde am 18. April 1949 das Stück „Everls Brautfahrt“ und am 10.Juli 1949 „Grenzfeuer“ sowie am 2. Oktober 1949 „Wildererblut“, am 22. Januar 1950 „Der Amerikaseppl“ und am 16. April 1950 „Falsche Liab“ gespielt. Am 8. Dezember 1974 wurde beim Patenverein in Schnaitsee das Erfolgsstück „S‘ Findlkind“ aufgeführt. Weitere Gastspiele in jüngerer Zeit waren die Beteiligung mit Einaktern bei den InnHügelLand-Dulten.
Frühere Absagen
Im Jahr 1951 mussten wegen der Maul- und Klauenseuche die Proben für das Herbsttheater abgebrochen werden, die jedoch schon im Januar 1952 nachgeholt wurden. Wegen Erkrankung bzw. Unfall des Hauptdarstellers konnte im Jahr 2009 kein Theater aufgeführt werden.
Hoffnung und Freude für die Zukunft
Für das Frühjahr 2020 hatten die Theaterproben bereits begonnen, mussten jedoch wegen Covid-19 wieder beendet werden. Die Theatergruppe des Trachtenvereins mit den beiden Spielleitern Georg Hanslmeier und Richard Schwarzenbeck, die Bewirtungsmannschaft und das treue Publikum freuen sich darauf, wenn es im Gutgasthof Thambach wieder heißen kann: Vorhang auf!
Seit 45 Jahren gibt es die Reichertsheimer Goaßlschnalzer. Sie sind damit die am längsten bestehende Schnalzergruppe sowohl im Altlandkreis Wasserburg als auch im Landkreis Mühldorf. Im Rahmen des 100-jährigen Gründungsfestes des Trachtenvereins Reichertsheim sollte auch das 45-jährige Bestehen seiner Goaßlschnalzergruppe gefeiert werden. Hierzu waren zu einem Schnalzertreffen, das am 26. Juli 2020 veranstaltet werden sollte, fast zwanzig Gruppen eingeladen. Leider wurde durch die Corona-Pandemie die Durchführung des Gründungsfestes und damit auch die Veranstaltung eines Schnalzertreffens unmöglich gemacht.
Die Goaßlschnalzer pflegen ein Brauchtum, das ohne die Übernahme und Pflege in Gruppen mit Musikbegleitung ausgestorben wäre. Ende der 1950er Jahre ging die Pferdehaltung durch die fortschreitende Mechanisierung stark zurück. Damit gab es auch keine Fuhrleute mehr und das Fuhrmannsbrauchtum kam ab. Das lustige Schnalzen, an dem man schon von weitem den einzelnen Fuhrmann erkannt hatte, das aber auch einen praktischen Zweck hatte, da es wie eine Hupe war, hörte mehr und mehr auf. 1963 griff das „Landwirtschaftliche Wochenblatt“ aus Anlass des Zentrallandwirtschaftsfestes die Idee auf, die alte Fuhrmannstradition des Schnalzens nochmals erklingen zu lassen. Jeder, der noch mit der Fuhrmannsgoaßl umgehen konnte, sollte sich zur Teilnahme melden. Einige Priener kamen dadurch auf die Idee, die seit jeher im Marschrythmus geschnoizten Takte musikalisch zu begleiten. Das war die zündende Idee, die dem alten Fuhrmannsbrauchtum das Überleben sicherte.
Für das Jahr 1975 stand bei der Reichertsheimer Feuerwehr das 100-jährige Gründungsfest mit Fahnenweihe bevor, wozu der Trachtenverein mit der Gestaltung des Festabends betraut worden war. Dazu kam, dass 1973 beim Feuerwehrfest in Oberornau die Waakirchner Goaßlschnalzer aufgetreten waren, die Andreas Knollhuber, den ersten Trachtenvereinsvorstand nach dem Zweiten Weltkrieg, begeisterten. Er war es, der mit weiteren Trachtenkameraden, geübten Schuhplattlern, die Schnalzergruppe gründete. Als Gründungsmitglieder können, nachdem die Gruppe dann in ihrer jahrelang gleichen Zusammensetzung zusammengefunden hatte, genannt werden: Andreas Knollhuber (Hub), Hans Anzenberger (Rattenberg), Jakob Gatterhuber (Untersteinbach), August Grundner sen. und August Grundner jun. (beide Reichertsheim), Georg Hanslmeier (Albanstett) und Simon Maier (Oberornau), letzterer ein begeisterter „Rosserer“, der sich ebenfalls stark für das Entstehen der Gruppe einsetzte. Als Musikant war von Anfang an Franz Maier aus Oed dabei, der die Schnalzer seither mit der Ziehharmonika begleitet und der auch oft von weiteren Musikanten unterstützt wurde und wird.
Als „Geburtshelfer“ fand sich Ludwig Jellbauer von der Schnalzergruppe des Trachtenvereins Burgkirchen. Im Herbst 1974 wurden die ersten Proben durchgeführt und schon beim Patentreffen im Januar 1975 mit den Schnaitseer Trachtlern konnten die ersten Stücke geschnalzt werden. Beim Festabend der Feuerwehr im Juni 1975 gefiel die Gruppe so gut, dass sie zu Festabenden in der näheren und weiteren Umgebung gerufen wurde.
Geprobt wurde anfangs in den Wintermonaten im Gymnastiksaal und in der Lagerhalle der Gemeinde, seit Jahrzehnten stellt die Familie Riemerschmid aus Pfaffenberg seine Reithalle als idealen Proberaum zur Verfügung. Auch die Turnhalle der Grundschule Ramsau konnte und kann in der kälteren Jahreszeit genutzt werden. Geselliger wird die Probenarbeit in den Sommermonaten, wo bei den Anwesen der Gruppenmitglieder im Freien geprobt und anschließend bei einer zünftigen Brotzeit die Gemeinschaft gepflegt wird.
Besucht werden seit der Anfangszeit Goaßlschnalzertreffen befreundeter Gruppen, so in Burgkirchen, Riedering, Söllhuben, Feilnbach, Feldwies, Traunwalchen, Schnaitsee, Prien, Hinterskirchen, Griesstätt, Obing, Dorfen und seit 1994 das jährlich örtlich wechselnde Schnalzertreffen der Gebiete „Inn-Salzach“ des Gauverbands I und „Unteres Inntal“ des Bayer. Inngau-Trachtenverbandes.
Große Erfolge waren die Schnalzertreffen, welche die Gruppe 1980 im Rahmen der Fahnenweihe des Trachtenvereins, 1989 im Rahmen der 1200-Jahrfeier der Gemeinde Reichertsheim und 1995 im Rahmen des 75-jährigen Gründungsfestes des Trachtenvereins veranstaltete sowie das Gebietsschnalzertreffen 1997. Ein weiterer Höhepunkt sollte das Schnalzertreffen zum 45-jährigen Bestehen in diesem Jahr sein.
Die Gruppe führte von 1974 bis 1986 Andreas Knollhuber, von 1986 bis 2009 Georg Hanslmeier sen. und nach kurzer kommissarischer Leitung durch Georg Hanslmeier jun. seit 2011 Josef Baumgartner.
Die beachtliche Zahl von 167 Sternen aus Holz, Stroh und Papier bastelten die Kindergruppe und die Aktive Tanz- und Plattlergruppe des Trachtenvereins Reichertsheim für das Caritas-Wohnheim St. Kunigund in Haag. Da in diesem Jahr Coronabedingt der sonst schon traditionelle Auftritt der Kindergruppe des Vereins im Wohnheim nicht möglich war, wollte der Trachtenverein den Bewohnern so eine Freude bereiten, was sichtlich aus gelang und von Erfolg gekrönt war. Die Sterne wurden mit Weihnachtsgrüßen unter Beachtung der Coronaregeln übergeben. Die Anregung für diese Initiative kam von einem Aufruf des Bayerischen Trachtenverbandes, der von den jungen Reichertsheimer Trachtlerinnen und Trachtlern gerne aufgegriffen wurde. Die Fotos zeigen die gebastelten Sterne und Vortänzerin Theresa Hanslmeier bei der Übergabe der verpackten Sterne an die Heimleiterin Manuela Hausner-Strohmaier.